Umfrage zur Politik in Deutschland, Sept. 2023

Nach langer Zeit gibt es wieder eine politische Umfrage. Neben der klassischen Sonntagsfrage geht es auch um aktuelle Themen wie Ukrainekrieg, Klimapolitik, Migration sowie die Position zur stärker werdenden AfD und zu Sahra Wagenknecht. Daneben wird auch gefragt, welche Spitzenpolitiker man sich als Kanzler vorstellen könne. Inhalt der Analyse:

  • Sonntagsfrage, Methodik und Analyse
  • Zufriedenheit mit der Bundesregierung
  • Klima- und Energiepolitik
  • Ukraine-Politik
  • Mitbestimmungsrecht der AfD
  • Unterstützung von Sahra Wagenknecht
  • Migrationspolitik
  • Positionen von AfD-Wählern
  • Sonntagsumfrage für junge Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund

Sonntagsfrage


Die CDU/CSU wurde stärkste Kraft mit 23,3% (-0,8), wobei die zweitstärkste Kraft AfD mit 22,5% (+12,2) mehr Stimmen hat als CDU und CSU einzeln. Die AfD ist auch die Partei mit den größten Wählerzuwachs. 

Die Kanzlerpartei SPD landet mit 16,7% (-9,0) nur auf Platz 3 und damit den größten Wählerverlust. 

Bündnis90/Die Grünen haben 15,8% (+1,0). Eigentlich hätten die Grünen deutlich mehr Stimmen, wenn man Minderjährige mitzählen würde. 

Die Linke hat mit 8,3% (+3,4) deutlich mehr als in anderen aktuellen Umfragen, die FDP hat mit 6,8% (-4,7) nach der SPD den größten Wählerverlust. Die Sonstigen Parteien haben zusammen 6,6% (-3,1), die Freien Wähler davon 1,0% (-1,4). Weitere genannte "Sonstige Parteien" sind Piraten, Die PARTEI, Die Heimat (NPD), Tierschutzpartei, DKP, DieBasis und Bündnis Deutschland. In Klammern ist immer der Vergleich zur Bundestagswahl 2021 in Prozentpunkten. 

Es gab Antworten aus allen deutschen Bundesländern außer dem Saarland. In 6 Bundesländern (Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein) wurden die Unionsparteien CDU/CSU stärkste Kraft, die AfD wurde in 5 Bundesländern (Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Sachsen, Thüringen) stärkste Partei. In Bremen ist das Ergebnis jedoch aufgrund weniger Stimmen nicht repräsentativ. In Hamburg wurde die SPD stärkste Partei, in Niedersachsen Bündnis90/Die Grünen. In Sachsen-Anhalt sind CDU und AfD gleich stark, in Berlin CDU und Bündnis90/Die Grünen. 

Methoden und Analytik der Wahlumfrage

Der Link der Umfragen wurde zunächst nur die Social-Media-Profile von BOG verbreitet. Anfangs waren die Grünen stärkste Partei, gefolgt von Linke und AfD. Der Grund dafür war das niedrige Durchschnittsalter der überwiegend hannoverischen Follower. Später wurde der Link gezielt in Chatgruppen, Foren und Discord-Servern geteilt, was hauptsächlich zum Anstieg von der AfD führte. Um mehr Repräsentativität sowohl demografisch als auch geografisch zu erzeugen, wurde der Link gezielt unter diversen Social-Media-Beiträgen kommentiert, wo mittelalte Personen aus verschiedenen Bundesländern kommentieren. Vereinzelt wurde der Link auch per E-Mail und Messenger geteilt. Diese Maßnahmen führten letztendlich zu einem Anstieg von CDU/CSU-Stimmen. 

Allgemeine Zufriedenheit mit der Regierung

Neben der Frage, welche Partei man wählen würde, gab es einige weitere Fragen zur aktuellen Politik. Die erste dieser Fragen beschäftigte sich mit der Zufriedenheit mit der Bundesregierung. Auf der Frage "Sind Sie zufrieden mit der Politik der Bundesregierung wählten 42,9% für "Nein, auf keinen Fall", 37,5% sagten "eher nicht". 80,4% der Umfrage-Teilnehmer sind daraus folgend unzufrieden mit der Bundesregierung. Nur 7,1% seien eher zufrieden und nur 0,9% sind "vollständig". Von den insgesamt 8% Zufriedenen waren die meisten Grünen- und SPD-Wähler. 11,6% haben "weiß nicht" angekreuzt. 

Klima- und Energiepolitik

Besonders hohe Unzufriedenheit herrscht bei der Klima- und Energiepolitik:

  • 40,2%: "Die Regierung tut zu wenig gegen den Klimawandel."
  • 8,0%: "Das Maß der Handlungen ist richtig, die Umsetzung falsch."
  • 8,0%: "Die Regierung handelt richtig."
  • 15,2%: "Die Regierung handelt zu radikal."
  • 10,7%: "Klimaschutz in Deutschland ist nicht notwendig."

Trotz der weit verbreiteten Kritik in der Bevölkerung über zu hohe Energiepreise, sagt nur etwas mehr als ein Viertel, dass Deutschland sich zu viel auf Klimaschutz fokussiert. Die meisten Antworten kommen von AfD- und CDU-Unterstützern. Vor allem viele junge Menschen kritisieren, dass die Regierung zu wenig gegen den Klimawandel tue. Die meisten derart kritischen Antworten kommen von Grünen-, Linken- und SPD-Wählern, aber auch etwa 13% der AfD-Anhänger stimmen der Aussage zu. 

Ukraine-Politik

Mitbestimmungsrecht der AfD

Innerhalb weniger Monate hat sich die AfD in den Umfragen fast verdoppelt. Entsprechend ist die 2013 gegründete Partei verstärkt Thema in den Medien. Vor allem in ländlichen Regionen Ostdeutschlands ist die Partei sehr stark, sodass die strikte Verweigerung der Zusammenarbeit der anderen Parteien mit der AfD immer stärker infrage gestellt wird. Entsprechend widmete sich auch die nächste Frage dieser Auseinandersetzung. 

Unterstützung von Sahra Wagenknecht

Sahra Wagenknecht ist derzeit eine der kontroversesten politischen Figuren in Deutschland. Vor allem durch ihre Kritik an die Ukraine- und Migrationspolitik der Bundesregierung stößt sie auf viel Zustimmung, aber auch auf viel Gegenwind - auch bei ihrer Linkspartei. Gerüchte über eine künftige Parteigründung, die linke Sozialpolitik mit konservativer Gesellschaftspolitik vereinen soll, sind seit Monaten in den Medien. Die folgende Frage soll die Chancen für eine zukünftige Wagenknecht-Partei ermitteln. 

Migrationspolitik

Während in der Corona-Zeit vergleichsweise wenige Geflüchtete und Migranten nach Deutschland kamen, gibt es seit 2022 wieder verstärkt starker Migrationsfluss nach Deutschlands, vor allem durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine 2022 oder andere Konflikte und Krisen in der islamischen Welt und in Afrika.  

55,1 % der Umfrage-Teilnehmer wählten die Antwort "Nein, zu starke Migration". Bei AfD- und CDU-Anhängern war fast vollständige Zustimmung zu dieser Aussage erkennbar, jedoch kreuzten auch 43,4% der Deutschen mit Migrationshintergrund diese Aussage an. Es existiert nur eine geringe Zufriedenheit mit der Migrationspolitik der Bundesregierung von 9,8%, 18,3% hingegen meinen, es gäbe "zu viele Hürden für Migration". Bei der Aussage "Weitere Positionen" kommentierten einige Teilnehmer ihre Meinung. Es gab u.a. Forderungen zu mehr Abschiebungen, Kritik an die Finanzierung der ukrainischen Geflüchteten, Kritik an den vielen Hürden auf dem Arbeitsmarkt usw. 

Positionen von AfD-Wählern

Wie schon erwähnt hat die AfD einen besonders starken Aufwind die letzten Monate erlebt. Um sich den Gründen für diese Entwicklung anzunähern, wurden speziell die Positionen jener analysiert, die für dir AfD stimmten. Hier sind z.T. starke Abweichungen vom Durchschnitt sichtbar, während es an vielen Stellen viel Übereinstimmung mit der Durchschnittsmeinung gibt. 

Sonntagsumfrage für junge Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund

Wenn nur Menschen unter 30 wählen könnten, würden nach dieser Umfrage die Grünen stärkste Kraft werden, auch die Linke würde deutlich besser abschneiden. Die Union aus CDU und CSU würde mit 4,8% den Einzug ins Parlament verpassen. Auch Interessant ist der hohe Wert für die sonstigen Parteien (v.a. Die PARTEI, Tierschutzpartei und Volt). 

Bei den deutschen mit Migrationshintergrund schneiden Grüne, SPD und Linke deutlich besser ab als beim gesamtdeutschen Wahltrend, während CDU/CSU die stärksten Verluste hat, ebenso haben AfD und FDP deutlich weniger Zuspruch. Dennoch hat die AfD mit 17% auch bei deutschen mit Migrationshintergrund einen stabilen Wert, anders als von manchen angenommen. 

Werbebild zur Umfrage